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Direktabrechnung in der Praxis: „Die Apotheke muss wieder lernen, das Heft des Handelns in die eigene Hand zu nehmen“ – Interview mit Moritz Lauterbach

Die SaniPlus Apotheken, ein Familienunternehmen mit über 50 Jahren Tradition, stehen für Innovation und Qualität in der Patientenversorgung. Gegründet 1972 in München, haben sie sich mit ihrem ganzheitlichen Ansatz zur Gesundheitsberatung und einem spezialisierten Team an mittlerweile fünf Standorten etabliert. Die Familie setzt auf moderne Ansätze, die über die klassische Arzneimittelversorgung hinausgehen. Als Gründungsmitglied der „Guten Tag Apotheken“ machen sie sich von Beginn an für die unternehmerische Unabhängigkeit von Apotheken stark. Die mehrfach ausgezeichnete Apothekenkooperation unterstützt den Austausch von Know-how und die Entwicklung neuer Standards in der Patientenversorgung.

Seit Herbst 2024 sind die SaniPlus Apotheken mit einem Wechsel zum Abrechnungszentrum AZ Nord auf die scanacs-Direktabrechnung umgestiegen. Zunächst mit der SaniPlus Apotheke Föhring, der schnell die vier weiteren Filialen folgten. Moritz Lauterbach, Apotheker und Teil der Geschäftsführung, berichtet im Interview von den Vorteilen dieser modernen Abrechnungsmethode, wie schnellere Liquidität und niedrigere Kosten, sowie den Herausforderungen bei der Umstellung. Er möchte Apothekerinnen und Apotheker dazu ermutigen, sich intensiver mit ihren Finanzen zu beschäftigen und die Chancen der Direktabrechnung für ihre eigene Apotheke zu nutzen.

scanacs: Warum haben Sie sich für die Direktabrechnung mit scanacs entschieden?

Moritz Lauterbach: Ich glaube es gibt wirkliche „Effizienzreserven“, um mal Karl Lauterbach zu zitieren. Unserer Meinung nach, liegen diese vor allem in der Rezeptabrechnung. Mittelfristig muss die Apotheke weniger für die Abrechnung zahlen: hier sehe ich die Warenwirtschaften in der Pflicht, eine bessere Software direkt am Point of Sale, also im HV, anzubieten. Wir haben so viele Hochpreiser, da ist das für uns natürlich auch ein strategisches Ziel. Uns ist wichtig, dass wir näher an das kommen, was im Gesetz steht – nämlich innerhalb von 10 Tagen abrechnen zu können.

scanacs: Was sind aus ihrer Sicht die Vorteile der Direktabrechnung?

Moritz Lauterbach: Großer Vorteil ist vor allem die Liquidität. Bei den herkömmlichen Anbietern zahle ich dafür, dass ich schneller an mein Geld komme. Bei der Direktabrechnung haben die Krankenkassen früher ihre Daten und wir schneller unser Geld.

Dadurch das der E-Rezept-Anteil bei den meisten Apotheken bei 70-80 % der Belege ist, liegt in den Vorfinanzierungsgebühren ein großes Einsparpotenzial. Die Leistungen eines Rechenzentrums, Rezepte mit Hochleistungsscannern zu digitalisieren und aufzubewahren, wird viel weniger gebraucht. Es muss einfach nicht mehr so eine große Infrastruktur aufrecht gehalten werden, die die Kosten rechtfertigt.

scanacs: Wie beschreiben sie die Umstellung auf die Direktabrechnung? Welche Schritte waren nötig?

Moritz Lauterbach. Wir nutzen die Direktabrechnung ja über das Kombi-Angebot mit dem AZ Nord. Den Wechsel des Rezeptabrechners mussten wir schon erstmal durchdenken. Aber das war kein Hexenwerk. Im Gegenteil – es war ganz interessant, sich mal genauer damit zu beschäftigen, für was man eigentlich alles gezahlt hat bei dem alten Anbieter. Wir sind PROKAS-Nutzer. Letztendlich waren es dann wenige Klicks, die zur Umstellung nötig waren. Das haben wird eigenständig hinbekommen.

Im Vorfeld muss man natürlich alle relevanten Daten an scanacs und AZ Nord übermitteln. Scanacs war allerdings unser zentraler Ansprechpartner. Ich fand auch sehr schick, dass wir über ein Portal unkompliziert weitere Filialen aufschalten konnten. Wichtig bei dem Wechsel ist aber auch, dass man daran denkt, seine Importquote mitzunehmen. Dazu kann ich nur alle ermutigen, dass rechtzeitig vorzubereiten.

scanacs: Wie haben sich die Abläufe in der Rezeptkontrolle und -abrechnung verändert, seitdem Sie die Direktabrechnung nutzen?

Moritz Lauterbach: Wir haben immer noch knapp ¼ Papierrezepte. Das wird bei uns zentral für alle Filialen kontrolliert und bearbeitet. Da habe ich aktuell natürlich einen Systembruch zwischen E-Rezept und Papier. Aber letztendlich wird es ja eh in der Wawi bearbeitet.

Ich und meine Kollegen teilen auf jeden Fall auch regelmäßig unser Feedback mit scanacs und merken, dass dieses angenommen und umgesetzt wird. Da gibt es sehr schnelle Feedbackschleifen und die Aussagen haben immer Hand und Fuß. Die Betreuung ist auf jeden Fall deutlich besser wie davor (lacht).

scanacs: Haben sich die nachgelagerten Prozesse, z. B. in der Buchhaltung verändert?

Moritz Lauterbach: Ja, klar. Das ist jetzt schon ein Mehraufwand. Bisher gab es ja nur eine gesammelte Auszahlung. Jetzt müssen wir alle Kassenzahlungen einzeln abgleichen. Wir freuen uns daher auf die Datev-Schnittstelle, die scanacs derzeit implementiert. Dann geht das mit Sicherheit alles automatisch.

scanacs: Wie schnell zahlen die Krankenkassen denn aktuell?

Moritz Lauterbach: Da muss ich die SpectrumK-Kassen einmal deutlich loben. Die zahlen echt schnell! Wir hatten sogar schon Zahlungseingänge am nächsten Tag. Das würde ich mir natürlich auch bei den großen Kassen wünschen. Hier werden die Rechnungen Mitte des Monats, meist um den 12.-16., beglichen.  

scanacs: Welche Hürden siehst du aktuell noch und was wünscht du dir für die Zukunft der Rezeptabrechnung?

Moritz Lauterbach: Also ich finde, dass sich die Krankenkassen gerne darauf vorbereiten dürfen und sollen, dass wir wöchentlich abrechnen – und zwar bundesweit. Ich würde die Chancen der E-Rechnung nutzen. Ich meine, wir haben es hinbekommen, dass das Papier, was aus Arztpraxen kommt, deutlich reduziert wurde. Es macht für mich überhaupt keinen Sinn bei Krankenkassen auf Papier zu setzen, wenn man das auch längst elektronisch machen kann. Im Sinne aller sollte man da fortschrittlich denken.  

scanacs: Was würden Sie Ihren Kolleginnen und Kollegen raten, die noch unsicher in Bezug auf Direktabrechnung sind?

Moritz Lauterbach: Viele Apothekerinnen und Apotheker sollten sich für das Thema Direktabrechnung sensibilisieren und sich einmal damit beschäftigen, wie viel sie eigentlich aktuell zahlen, obwohl nur eine Rechnung gestellt wird. Die Apotheke muss wieder lernen, das Heft in die eigene Hand zu nehmen.

scanacs: Bitte bewerten Sie auf einer Skala von 1 bis 5 Sternen, wie zufrieden sie mit scanacs sind und ob sie die Direktabrechnung Ihren Kolleg:innen weiterempfehlen würden.

Moritz Lauterbach: Ja, ich empfehle es ja schon aktiv weiter. Ich würde 4,5 Sterne geben, weil es noch ein Weg zu gehen ist. Vor allem aber was Betreuung, Support und Verfügbarkeit der Mitarbeitenden angeht, gebe ich gern jetzt schon 5 Sterne.

Vielen Dank für das Interview!

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