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Offener Brief zum Nutzen des E-Rezeptes

Gesundheitsminister Professor Dr. Lauterbach hat gestern in einem Interview der Kassenärztlichen Bundesvereinigung auf den fehlenden Nutzen des E-Rezeptes hingewiesen. Dies können wir nicht so stehen lassen. Deshalb haben wir heute in folgendem Offenen Brief dazu Stellung genommen:

Sehr geehrter Herr Professor Dr. Lauterbach,

wir arbeiten seit Jahren, so wie viele andere, an der Digitalisierung von Prozessen im Rahmen der Arzneimittelversorgung von Patient:innen.

Gerade beim E-Rezept ist für alle Beteiligten klar, dass die Menschen die ärztliche Verordnung über eine App auf ihrem Smartphone einlösen. Dies ist bereits heute möglich und in vielen anderen Lebensbereichen ein etablierter Prozess.
Der Papierweg unterstützt lediglich diejenigen, welche nicht über die entsprechende Technologie verfügen oder von dieser ggf. überfordert sein könnten.

In beiden Fällen ist der Nutzen, bezogen auf den Gesamtprozess zwischen Arzt, Patient, Apotheke und Krankenkasse, sicherlich nicht identisch, jedoch eindeutig und erheblich. Gern möchten wir Ihnen diesen aus gegebenem Anlass noch einmal im Detail darlegen.

Das E-Rezept…

  • spart bei chronisch kranken Patient:innen unnötige Wege zwischen Arztpraxis und Apotheke, indem sie u.a. Folgerezepte ohne erneuten Praxis- oder Arztbesuch erhalten können
  • entlastet Arztpraxen durch weniger persönliche Patientenkontakte, z.B. im Rahmen der Fernbehandlung, schafft Zeit für die intensivere Therapie anderer
  • reduziert Medikationsrisiken für Patient:innen durch die Bereitstellung von Medikationsdaten in Echtzeit für Arzt und Apotheke
  • vermeidet Infektionsrisiken durch die Reduzierung persönlicher Kontakte
  • entlastet z.B. pflegende Angehörige bei der Beschaffung von Medikamenten
  • vermeidet Übertragungsfehler durch Wegfall von Medienbrüchen und verringert damit Risiken in der Arzneimitteltherapie
  • reduziert die Aufwände für die Rezeptprüfung in Apotheken zugunsten der Beratung von Patient:innen
  • reduziert die Aufwände für die Rezeptprüfung in Krankenkassen
  • ermöglicht Erstattungszusagen und Kostenübernahmen für Arzneimittel durch Krankenkassen in Echtzeit sowie die Direktabrechnung gegenüber den Kostenträgern
  • liefert wesentliche Informationen für die elektronische Patientenakte, erhöht deren Akzeptanz bei der Bevölkerung und ist damit ein kritischer Erfolgsfaktor.

Wir haben gemeinsam mit vielen Partnern, auch in den Konnektathons der Gematik, intensiv an der Einführung des E-Rezeptes gearbeitet. Daher wissen wir, dass der Prozess funktioniert. Dies gilt sicherlich noch nicht für alle relevanten Beteiligten, aber doch für viele.

Wir empfehlen daher, die Vorreiter zu unterstützen, Ängste und Informationslücken abzubauen, um das Projekt E-Rezept konsequent weiter voranzutreiben und nicht kurz vor einer breiten Einführung zu bremsen. Das wäre ein fatales Signal für alle laufenden Digitalisierungsprojekte, auch dem der Digitalisierung der Befunde, und für die Innovationsfähigkeit des deutschen Gesundheitswesens insgesamt.

Gestatten Sie uns noch einen letzten Punkt: In vielen europäischen Ländern ist in den vergangenen Jahren das E-Rezept mit großem Erfolg eingeführt worden. Unser eigenes deutsches E-Rezept-Projekt bietet nun sowohl die Möglichkeit, den verlorenen Anschluss wieder aufzuholen als auch auf dessen Grundlage künftig eine Vorreiterrolle in der Digitalisierung des Gesundheitswesens zu übernehmen.

Diese Chance sollten wir gemeinsam nutzen!

Viele Grüße im Namen des gesamten scanacs-Teams

Frank Böhme

Hier finden Sie den vollständigen Brief: Offener Brief zum Nutzen des E-Rezeptes

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