- Moderation: Ralf König, Director Pharmacy @ hih – health innovation hub des Bundesministeriums für Gesundheit
- Dr. Hans Unterhuber, SBK – Siemens-Betriebskrankenkasse
- Roland Engehausen, Bayerische Krankenhausgesellschaft
- Margit Schlenk, APOMONDO
- Marcel Weigand, Unabhängige Patientenberatung Deutschlands
Ralf König, Director Pharmacy im Health Innovation Hub des Bundesgesundheitsministeriums, moderierte das erste Panel zum Thema Versorgungskette. Alle Diskutanten machten in ihren Eingangsstatements deutlich, dass sie dem E-Rezept grundsätzlich positiv gegenüberstehen. Apothekerin Margit Schlenk, Apothekerin und Mitgründerin der Telepharmazie-Plattform Apomondo, erklärte, sie freue sich darauf, mit dem E-Rezept eine „digitale Versorgungshängematte für Patienten zu schaffen, die auch Kosten senkt“.
Für Dr. Hans Unterhuber, Vorstand der Siemens-Betriebskrankenkasse (SBK), bietet das E-Rezept die Chance für jeden, „mit der Digitalisierung im Gesundheitswesen vertraut zu werden“, und deshalb habe die SBK das Projekt von Anfang aktiv unterstützt. Aus diesen Erfahrungen heraus empfahl er, das E-Rezept auf jeden Fall mit echten Nutzern zu testen. Roland Engehausen, Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft (BKG) hielt das E-Rezept für „überfällig“. Er bemängelte allerdings die fehlende Einbindung der Krankenhausapotheken in die Tests. Dennoch war er optimistisch, dass in entsprechender Testphase mit einem „Sprint bis zur Einführung“ die offenen Fragen noch beantwortet werden können.
Marcel Weigand, Vertreter der Unabhängigen Patientenberatung Deutschlands (UPD), freute sich auf das „Ende der Zettelwirtschaft“ mit der Einführung des E-Rezepts. „Für die Patienten werden die Prozesse einfacher und sicherer“, so Weigand, „wichtig ist dabei das Zusammenspiel mit allen Beteiligten.“ Auf die Frage, wie weit die Vorbereitungen in den Apotheken gediehen sein, antwortete Margit Schlenk: „95 Prozent der Apotheken stehen für elektronische Verordnungen bereit. Die Apotheken sind angebunden an TI, die Computer sind aufgerüstet und bereits jetzt werden Patienten aufgeklärt.“ Moderator Ralf König ergänzte, die Einbindung der Ärzte sei ein wichtiger Aspekt für den Erfolg des E-Rezepts: „Unwissenheit wird bisher durch Angst gefüllt.“ Roland Engehausen von der BKG kritisierte für die Prozesse im Krankenhaus eine bislang fehlende Integration der Systeme. „Da haben wir eine größere Strecke vor uns“, sagte er. „Wenn Datenaustausch in Echtzeit möglich wird“, erklärte Hans Unterhuber, „wird für uns als Krankenkasse im Prozess mit den Apotheken vieles leichter.“ Probleme sah er eher bei den Patienten, die Unterstützung benötigten. Hier forderte er eine engere Zusammenarbeit von Krankenkassen, Apotheken und gematik. „Der Nutzen für alle wird erst entstehen, wenn das E-Rezept komplett integriert ist“, stellte Unterhuber fest und forderte deshalb die Klarstellung der bestehenden Rechtsunsicherheiten. Das sei eine Aufgabe des Staates.
Aus Sicht der Patienten, so Marcel Weigand, sei die Verbesserung der Arzneimittelsicherheit durch das E-Rezept der wichtigste Nutzen. Die Bundesregierung habe 2018 in einer Anfrage klargestellt, dass es in Deutschland pro Jahr 250.000 vermeidbare Einweisungen durch Medikationsfehler gebe. „Wenn wir nur 5 Prozent davon in den nächsten Jahren vermeiden können, ist das immens viel.“ Weigand ging davon aus, dass nicht nur Patienten, sondern auch Ärzte unzureichend über elektronische Verordnungen aufgeklärt seien, und verlangte eine „systematische Schulung und Unterstützung“ dieser Gruppen. „Digitalisierung ist nicht in erster Linie Technologie, sondern Bereitschaft zur Veränderung“, so Weigand. Margit Schlenk unterstützte diese Forderung und verwies auf die „unglaubliche Lernkurve“ in der Bevölkerung im Umgang mit den neuen Medien während des Lockdowns. Dennoch gebe es Menschen, die der „Digitalisierung fern seien“, so die Apothekerin. „Um sie an die neue Zeit heranzuführen, stehen die Apotheken vor Ort bereit.“ Alle Diskussionsteilnehmer waren sich einig, dass die erfolgreiche Einführung des E-Rezepts nur gemeinsam zu erreichen ist. Auf die Frage von Moderator Ralf König, wann 90 Prozent der Verordnungen digital seien, waren die Antworten durchweg optimistisch. Hans Unterhuber von der BKG erwartete einen „Selbstläufer“, Marcel Weigand rechnete mit „zwei bis drei Jahren“.
Margit Schlenk erwartet dieses Ergebnis bereits 2023 und legte sich mit einer klaren Prognose fest:
In einem Jahr wird sich das E-Rezept durchsetzen.