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„Digitalisierung ist ein Türöffner“ – Anna Bechara über neue Freiräume für Apotheken

Flying Health gilt als eine der zentralen Innovationsplattformen im deutschen Gesundheitswesen. Das Unternehmen bringt Start-ups, Industriepartner und Leistungserbringer zusammen, um digitale Versorgungslösungen frühzeitig zu erkennen, zu testen und marktreif zu machen. Ähnlich wie scanacs verfolgt auch Flying Health das Ziel, die Digitalisierung als Enabler für mehr Effizienz, Transparenz und Souveränität im Gesundheitswesen voranzutreiben.

Im Rahmen der scanacs-Gesprächsinitiative „Treffpunkt Direktabrechnung – Expertise und Dialog“ auf der expopharm 2025 spricht Anna Bechara, Senior Manager bei Flying Health, über digitale Chancen für Apotheken, neue Geschäftsmodelle und darüber, warum Vertrauen und Nähe auch in einer digitalen Zukunft entscheidend bleiben.

scanacs: Liebe Anna, würdest du dich bitte kurz vorstellen und uns sagen, was deine Rolle bei Flying Health ist.

Anna Bechara: Sehr gerne. Ich bin Senior Manager bei Flying Health und verantworte dort vor allem unser Membership – ein Ökosystem aus Start-ups, Industriepartnern und Gesundheitsakteuren. Wir verstehen uns als Plattformgestalter, der verschiedene Akteure zusammenbringt, Austausch fördert und frühzeitig erkennt, welche Trends den Markt prägen werden. Gleichzeitig begleite ich Unternehmen strategisch dabei, digitale Innovationen nicht nur technisch, sondern vor allem auch strukturell in den Markt einzuführen. Ich bin also gewissermaßen eine Dolmetscherin zwischen den verschiedenen Welten des Gesundheitswesens.

scanacs: Welche Rolle spielt die Digitalisierung deiner Meinung nach speziell für Apotheken im Gesundheitswesen?

Anna Bechara: Digitalisierung ist ein Türöffner, der Freiräume schafft, um sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren: die Nähe zum Menschen, die persönliche Beratung und die individuelle Versorgung. Wenn Prozesse im Hintergrund effizient und nahezu unsichtbar ablaufen, entsteht Raum für die eigentliche Kernaufgabe der Apotheke. So wird Nähe wieder spürbar.

scanacs: Die scanacs-Direktabrechnung zielt genau darauf ab, die Effizienz in Apotheken zu steigern und ihre Unabhängigkeit zu stärken. Wie bewertest du solche Lösungen im Kontext eurer strategischen Beratung?

Anna Bechara: Die Direktabrechnung ist ein gutes Beispiel dafür, wie Digitalisierung unmittelbar Wirkung entfaltet. Sie reduziert finanzielle Unsicherheiten und schafft Planungssicherheit. Das ist ein entscheidender Faktor, um wieder langfristig zu denken und strategisch handeln zu können. Genau dieses strategische Handeln wird in Zukunft essenziell sein, um Herausforderungen wie den Fachkräftemangel oder zunehmenden administrativen Druck auszugleichen.

scanacs: Sind das die Themen, die dir auch in deinem Beratungsalltag mit Apotheken begegnen?

Anna Bechara: Absolut. Im Apothekenmarkt wächst der Wunsch, nach persönlicher Beratung und damit auch der Bedarf an neuen Services. Wenn Apotheken wieder stärker strategisch agieren, können sie genau diese Services entwickeln und so die Versorgung aktiv verbessern.

scanacs: Was rätst du Apotheken, die noch unsicher sind beim Thema Prozessautomatisierung oder digitalen Lösungen?

Anna Bechara: Zunächst sollte man sich bewusst machen, woher die Unsicherheit kommt. Viele Bedenken verschwinden von selbst, sobald man eine Lösung selbst erlebt und ihren Mehrwert erkennt. Verständnis entsteht, wenn Digitalisierung erlebbar wird. Und gerade in Deutschland sind wir beim Thema Datenschutz und Datensicherheit sehr gut aufgestellt, sowohl gesetzlich, als auch durch Unternehmen, die verantwortungsvoll handeln. Das sollte Mut machen, erste Schritte zu gehen.

scanacs: Wie wird die Apotheke deiner Meinung nach in fünf Jahren aussehen?

Anna Bechara: Wir sind an einem Punkt, an dem Prozesse zunehmend unsichtbar werden. In fünf Jahren wird niemand mehr über Effizienzsteigerung durch Digitalisierung diskutieren, sie wird selbstverständlich sein, in etwa so wie heute Onlinebanking. Dadurch kann die Apotheke ihre größte Stärke wieder voll entfalten: persönliche Beratung, individuelle Betreuung und Nähe zum Menschen. Gerade die Vor-Ort-Apotheke wird damit wieder zu einer starken Marke für Nähe und Kompetenz.

scanacs: Kann die Digitalisierung helfen, Versorgungslücken zu schließen?

Anna Bechara: Auf jeden Fall. Apotheken sind durch ihre flächendeckende Präsenz und das Vertrauen der Bevölkerung ein zentraler Baustein der Versorgung. Digitalisierung ermöglicht es Apotheker:innen, ihre Reichweite und Wirkung zu erweitern, indem sie sich auf ihre Kernkompetenzen und neue Services zu konzentrieren. Gleichzeitig können Apotheken eigene digitale Services anbieten: etwa Medikationsmanagement, 24-Stunden-Erreichbarkeit oder Abholautomaten. Solche Lösungen werden künftig immer wichtiger, weil die ärztliche Versorgung allein die steigende Nachfrage nicht mehr vollständig tragen kann.

scanacs: Zum Abschluss – was ist dein persönlicher Antrieb, die Digitalisierung im Gesundheitswesen voranzutreiben?

Anna Bechara: Mich treibt die Überzeugung an, dass Digitalisierung als Verstärker wirkt. Sie macht die Dinge lauter, die wirklich zählen: Vertrauen, Kompetenz und Nähe zu den Menschen.

scanacs: Vielen Dank für das Interview!

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